Wer die Einladungskarten der Ausstellung "Abwesen" kennt, weiß dass Karoline Schneider letzteres zeigt. Nicht die abgelichtete Person war für sie von Interesse, sondern ihre Idee von dieser Person. Diese unpersönliche Fotografie gelingt mit Hilfe einer chemischen Technik, die schnelles Arbeiten erfordert. Maximal zehn Minuten hatte sie Zeit, das Bild zu entwickeln, bevor die fotografische Chemikalie getrocknet war. Zwei Sekunden Belichtungszeit sorgten für höchste Verwacklungsgefahr. "Manchmal reichte der Herzschlag des Fotografierten aus, um das Bild unscharf zu machen", sagt Sabine Kolb, die zur Ausstellung eine Einführungsrede hielt. Das Gegenmittel: "Die Künstlerin spannte ihre Fotomodelle in eine Halterung, um sie zu fixieren." Ungeplantes widerfuhr Schneider natürlich trotzdem. "Ich bin froh, wenn der Zufall mitspielt. So viele Ideen kann ich gar nicht haben."

An ihre Bilder kommt niemand heran, ohne der organisch-grauen Gebilde gewahr zu werden, die den Ausstellungsraum der Kommunalen Galerie übersähen. Termitenhügel könnten es sein, Korallen, Nester von unbeschreiblichen Tieren. Wie Wucherungen haften die Kunstwerke Eriko Yamazakis sogar in den Winkeln der Galerie. Sie ist die zweite Ausstellerin im Bunde. Die zweite Künstlerin, die zeigt, was fort ist. Eine Mischung aus Pappmaschee und ungebranntem Ton, das war ihr widerspenstiges Material. Alle Hülsen sind hohl und haben Ausgänge, als seien die Bewohner flügge geworden. Mit Mutmaßungen über das Verschwundene bleibt der Betrachter zurück. Er sieht die Ruinen des gewichenen Lebens.

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