Das Thema von diesem Projekt ist „Mutualismus - Wachstum“.
Sie sind eine Kombination von einer Papiermaché-Struktur und einem Gegenstand. Die Papiermaché-Struktur hat eine organische Form, die pilz- oder nestartig aussieht. Die Gegenstände sind z.B. eine Tür, ein Fenster, ein Fahrrad, eine Flasche, ein Spiegel usw. …die irgendeine praktische Funktion haben.
Durch das Auftauchen eines „Migranten“ (die Papiermaché-Struktur) verlieren die Gegenstände ihre ursprüngliche Funktionalität oder die Funktionalität wird behindert – aber daraus resultiert auch ein neuer Sinn des Seins, eine neue Präsenz, ein neuer Charakter, eine neue Atmosphäre und eine neue Ästhetik des Köpers.

Die Papiermaché-Struktur spielt meine Rolle als der „Migrant“ und der Gegenstand ist wie der „vorheriger Einwohner“. An meinen Skulpturen sind diese beiden Rollen klar zu erkennen. Der Migrant dringt in den Platz ein, den der vorherige Einwohner allein bewohnt hatte. Wenn der Migrant vom vorherigen Einwohner akzeptiert wird, müssen beide zusammen einen Kompromiss finden, wie sie möglichst die Lebenssituation füreinander verbessern können. Wichtig ist für mich die Beziehung zwischen dem Migranten und dem vorherigen Einwohner. Eigentlich sind Menschen schon immer ein- und ausgewandert. Die Globalisierung gibt es erst seit diesem Jahrhundert.
2006 bin ich nach Berlin ausgewandert. Ich mag das Wort „Migrant“ nicht, weil jeder ein Mensch wie jeder andere auch ist. Aber hier benutze ich bewusst das Wort „Migrant“ und „vorheriger Einwohner“, damit ich meine Idee klar erklären kann. Wenn wir den Standpunkt von der Beziehung zwischen dem Migranten und dem vorherigen Einwohner in konstruktiver Weise denken könnten, könnten wir besser unser zukünftiges Leben entwickeln und planen. Die erste Aufnahme ist sehr schwierig, aber in jeder Lebenssituation gibt es immer Vorteile und Nachteile. Man soll keine Angst vor den Lebensumständen haben. 2014 war ich schwanger. Zu der Zeit hatte ich ein Gefühl, dass etwas in mich eingezogen ist, weil ich während dieser Zeit nicht mehr ich gewesen bin, sondern fast eine andere Person. Ich hatte einen neuen Charakter, andere Bedürfnisse und einen anderen Geschmack gehabt; z.B. Dinge, die ich vorher nie gegessen habe, habe ich plötzlich sehr gerne gegessen. Das war ein Gefühl, dass ich – mein Köper und Geist – von jemandem übernommen und kontrolliert wurde. Das ist eine intensive und spezielle Art vom Eintreten, finde ich. Seit dem ich das erlebt habe, denke ich oft darüber nach, wie natürlich es wäre, wenn man das Eintreten von Migranten akzeptieren und zusammen eine Art Mutualismus anstreben könnte
und sich gegenseitig gut beeinflussen und für ein gemeinsames Ziel wachsen könnte…

In meiner Arbeit ist auch die Zeit eine wichtige Komponente, da ich mich in meinen plastischen Werken mit dem Wechsel von Materialzuständen, Vergehen, Verfall, Neuformierung und ökologischen Veränderungen auseinandersetze. Die Skulpturen wurden nach und nach, Stück für Stück übereinander gebaut, immer wenn die untere Schicht getrocknet ist. Es ist vergleichbar mit der Art, wie die Ameise oder die Wespe ihr Nest errichtet. In ihrer Materialbezogenheit erfahren meine Skulpturen keine Vollendung, sondern sie wachsen oder verändern sich weiter, sie leben und sterben. Es befindet sich unter ihrer Haut nur noch die Zeit; was davor geschehen ist und danach geschieht und was geschehen wird.